Die tiefgreifende Umstrukturierung des Grenzdurchgangslagers Friedland stand im Mittelpunkt eines Fachgesprächs der SPD-Kreistagsfraktion mit Vertretern der Wohlfahrtsverbände vor Ort. Dabei wurde deutlich, dass die Aufgabe des 1945 gegründeten Lagers, als bundesweit einzige Einrichtung alle Spätaussiedler aufzunehmen, immer weiter zurückgeht.

Etwa 2500 Personen kommen jährlich vor allem aus Kasachstan und anderen östlichen Ländern nach Südniedersachsen, um nach ein paar Tagen weitergeleitet zu werden. In Spitzenzeiten waren es einmal deutlich mehr als 100.000 Menschen. Mittlerweile ist Friedland die einzige Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Niedersachsen für Asylbewerber, die momentan hauptsächlich aus dem Nahen Osten und Nordafrika eintreffen, wie Bettina Briesemeister (Deutsches Rotes Kreuz), Thomas Heek (Caritas) und Martin Steinberg (Diakonie) den Kreistagsabgeordneten berichteten. Entsprechend grundlegend mussten sich die im Lager tätigen Wohlfahrtsverbände mit ihren Tätigkeitsfeldern und Beratungsangeboten auf die veränderten Bedürfnisse des neuen Personenkreises einrichten.

Alle drei Gesprächspartner betonten die gute Zusammenarbeit der Verbände untereinander, die weitgehend konfliktfreie Gesamtatmosphäre im Lager, aber auch den hohen Anteil von Eigenmitteln, die von den Verbänden neben professioneller und ehrenamtlicher Arbeit aufgebracht werden müssen. Sorge bereitet ihnen die Finanzierung fester Stellen. Dafür sagte Fraktionsvorsitzender Jörg Wieland die Unterstützung seiner Fraktion zu. Briesemeister weiter: „Das Lager Friedland bietet auch ein breites Betätigungsfeld für ehrenamtliches Engagement, etwa bei Sprachkursen, Lebenshilfen und der Jugendbetreuung.“ Inwiefern die Plan des Landes, in Friedland ein hochwertiges Museum einzurichten, eines Tages verwirklicht wird, vermochten die Gesprächspartner allerdings nicht zu beurteilen.

Aus Sicht der Gemeinde hoben Bürgermeister Andreas Friedrichs und die SPD-Fraktionsvorsitzende Margot Blotevogel hervor, dass die veränderten Aufgaben nicht die Atmosphäre im Umfeld durcheinander bringt. Friedrichs: „Wir haben hier mitten im Ort keine Zäune, keine Kontrollstellen und keine Videoüberwachung.“ Das wirke sich auf die konfliktfreie Situation sehr positiv aus. Am Besuchstag lebten 266 Spätaussiedler und 169 Asylbewerber im Lager Friedland. Im Endausbau ist vorgesehen, bis zu 550 Asylbewerber zu beherbergen.

Gdl Friedland