Fünf Stationen standen auf dem Programm der SPD-Kreistagsfraktion am ersten von insgesamt drei Reisetagen durch den Landkreis Göttingen. Um landkreisweit bedeutende Projekte kennenzulernen, bestehende Kontakte zu vertiefen und angestoßene Entwicklungen zu begutachten, lassen sich die Kommunalpolitiker regelmäßig vor Ort sehen, in diesem Jahr an drei Tagen jeweils freitags.

Begleitet werden sie in diesem Jahr von Bernhard Reuter, der sich am 11. September 2011 als Landrat für den Kreis Göttingen zur Wahl stellt.
Im Alma-Louisenstift Adelebsen gewannen die Kreistagsabgeordneten und die örtlichen Parteimitglieder Einblicke in die Tätigkeit der Mitarbeiter. Die im Vorjahr eröffnete Tagespflege laufe gut, könne wahrscheinlich ebenso eine Erweiterung gebrauchen wie die stationäre Pflege, berichtete Pflegedienstleiter Mathias Möbs. Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, werde die diakonische Einrichtung verstärkt ausbilden, erfuhren die Besucher.

Das sonntags geöffnete Steinarbeitermuseum dokumentiert die weitreichenden Traditionen der Region, der einmal über 1000 Menschen zu Lohn und Brot verhalf. Werner Lindemann und sein Team öffnen das Haus auf Wunsch auch zu anderen Zeiten, überlässt die Räumlichkeiten aber unter der Woche meistens dem Mehrgenerationenhaus. In der laufenden Saison ist im Haus als besonderer Anziehungspunkt eine Sonderausstellung über Leineschafe zu sehen. Lindemann, erster Vorsitzender des Museumsträgervereins, hat selbst im Basaltsteinbruch gearbeitet und kann zahlreiche historische Gegebenheiten berichten.

Auch für medizinische Laien höchst verständlich präsentierte Chefarzt Carl-Peter Crieé die europaweit verbreiteten Behandlungskonzepte, die ihren Anfang in der Lungenfachklinik Lenglern nahmen. Egal ob auf dem Feld der Beatmungstherapie oder in der Schlafmedizin – in Lenglern, bis 1994 Kreiseigentum, heute Teil des Evangelischen Krankenhauses in Göttingen-Weende, wird durch die enge Zusammenarbeit mit der Universität anerkannte Pionierarbeit geleistet. Seit den Anfangsjahren nach dem zweiten Weltkrieg hat sich die Lebensqualität der Patienten nachweisbar verbessert, doch die Weitläufigkeit der Anlage stellt bis heute einen wichtigen Wert dar, der nach dem anstehenden Umzug ins Mutterhaus Weende anderen Nutzungen zugeführt werden muss.

Weitreichend sind die Pläne in der IGS Bovenden. Die Schule wird Jahrgang für Jahrgang seit zwei Jahren von einer Haupt- und Realschule in eine integrierte Gesamtschule umgewandelt. Guido Fellbrich, neuer stellvertretender Schulleiter, erläuterte den Kreistagsabgeordneten die kurzfristig geplanten baulichen Veränderungen durch eine Mensa-Erweiterung und den Zubau neuer Klassenräume. Nicht immer sind die Abläufe ohne Stolpersteine zu bewältigen, wie etwa die aufwendige Umsetzung von zwei Containern belegt. Doch Fellbrich ist zuversichtlich, dass trotz einige Einschränkungen sich diese Schule gut entwickelt, zumal sich die Lehrerversorgung zum neuen Schuljahr spürbar verbessert.

Über die Vernetzung unterschiedlicher Kooperationspartner wurden die Kreistagsabgeordneten anschließend im AWO-Familienzentrum Bovenden informiert. Einerseits bedauerte Eva Krengel, dass die Arbeiterwohlfahrt nicht selbst einen Kindergarten in der Gemeinde unterhält. Andererseits hält sie dies angesichts guter Arbeit anderer Träger und eigener Einrichtungen wie der AWO-Krippe und dem AWO-Hort für kein größeres Problem. Krengel: Ein Kindergarten wäre gut, er muss aber nicht direkt zu einem Familienzentrum gehören.“ Andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen sei bei der Entwicklung solcher Zentren weiter als Niedersachsen, aber wer wundert sich schon als sozialdemokratischer Kommunalpolitiker darüber, dass die auffallende Zurückhaltung der Landesregierung in Hannover auf sozialpolitischem Gebiet nicht auch konkrete Negativfolgen vor Ort hat. Kompetenz vor Ort kann manches ausgleichen, eine gute Netzwerkarbeit die Lücken verkleinern. Die besuchten Einrichtungen machen es vor.