Als Verkehrswege spielen Wasserstraßen wieder eine größere Bedeutung. So fällt der Blick der Region zwangsläufig auf die seit Juni 2008 wieder sporadisch genutzte Weserumschlagstelle in Hann. Münden. Die städtische Wirtschaftsförderung WWS hat viel mit dem Gelände vor, wie Geschäftsführer Rolf Bilstein der SPD-Kreistagsfraktion vor Ort erläuterte.

1978 wurde die Anlage in Sichtweite des Wesersteins geschlossen. Sie war als Verladestelle für Frachtgüter von dem Norddeutschen Lloyd Bremen, der Wesermühlenaktiengesellschaft in Hameln und dem Mündener Magistrat im Jahr 1905 gegründet worden, also vor genau 110 Jahren. Ende der 70er Jahre meinten die Verantwortlichen allerdings, auf die mit einer Hafenbahn ausgestatteten Umschlagstelle zugunsten des Straßenverkehrs verzichten zu können. Heute weiß man, dass schwere Güter zahlreiche Brücken per LKW gar nicht mehr passieren können und darüber hinaus die Straßen ruinieren.

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Die historische Weserumschlagstelle von 1905. Hier wurde gründlich aufgeräumt, eine spätere touristische Nutzung ist nicht ausgeschlossen. Der Portalkran soll etwas weiter flussabwärts entstehen. Bärbel Diebel-Geries und Dirk Aue zeigen sich beeindruckt.

Rolf Bilstein, ehrenamtlicher WWS-Geschäftsführer seit 2 ½ Jahren, hat sich dem Projekt von Anfang an angenommen, zahlreiche Widerstände überwunden und ist heute überzeugt: „Da ist Musik drin.“ Die Möglichkeit des Baus eines Portalkrans mit angeschlossener Lager- und Montagehalle sei inzwischen technisch nachgewiesen. Die Projektentwicklung findet aber nicht auf dem historischen Gelände statt, sondern einige Meter weiter flussabwärts auf einer großen Fläche, die früher von Bundeswehr-Pionieren genutzt wurde. Gutachter haben ermittelt, dass der Schutz der Mündener Kernstadt vor einem hochwasserbedingten Rückstau am besten durch eine strömungsgünstige Form der Kranpfeiler und eine Liegewanne für die bis zu 90 Meter langen Schiffe sichergestellt werden kann. Nun geht es um die Planung und Finanzierungsfragen.

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HNA-Redakteur Helmut Krischmann (links) ist ein kundiger Berichterstatter im Südkreis. Joachim Atzert, Reinhard Dierkes, Rolf Bilstein und Dirk Aue stellen sich seinen Fragen vor Ort.

Die Weichen für einen neuen Portalkran sind gestellt. Der Landkreis Göttingen mit seinem Fusionspartner stehen ebenso hinter dem knapp 10 Millionen schweren Projekt wie die Wirtschaftsförderer in Göttingen und Kassel. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hat inzwischen seine Unterstützung zugesagt. Die regionalen Arbeitsplätze, insbesondere im Maschinenbau werden damit sicherer. Und auch die Perspektiven der Weser sind gut. Bilstein: „Die Oberweser zwischen Hameln und Hann. Münden bleibt demnach mindestens die kommenden 20 Jahre als Wasserstraße gesichert.“ SPD-Fraktionschef Reinhard Dierkes versprach, sich im Kreistag mit Nachdruck für die Verwirklichung der Verladeanlage in Hann. Münden einzusetzen. „Die Perspektiven im überregionalen Kooperationsnetzwerk sind gut, entscheidende Betriebe haben signalisiert, dass sie für eine gute Auslastung sorgen werden.“ (gaf)

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Auf diesem Gelände sollen später der Portalkran und eine Lager- und Montagehalle errichtet werden. Bärbel Diebel-Geries, Reinhard Dierkes, Joachim Atzert und Gregor Motzer informieren sich über die Pläne.
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Alles im Griff! WWS-Geschäftsführer Rolf Bilstein hat schon so manche Hürde aus dem Weg geräumt. Fotos: Aschoff/Steckel
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So könnte das Schwergutterminal in einigen Jahren aussehen. Im nördlichen Areal soll eine Logistikfläche entstehen. Rechts im Bild: die Kläranlage.