SPD-Grüne-Gruppe im Kreistag Göttingen

Sehr geehrter Herr Landrat,

wir möchten Sie bitten, den folgenden Antrag auf die Tagesordnungen des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr, Bauen, Planen und Energie am 24.09., des Kreisausschusses am 09.10., und des Kreistages am 17.10.2012 zu setzen:


Erleichterte Fahrradmitnahme für PendlerInnen
Verbesserte Serviceleistungen des ÖPNV für den Radverkehr im Landkreis Göttingen

Der Kreistag möge beschließen:
Die Verwaltung wird beauftragt, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Fahrradmitnahme in und an Bussen im ZVSN zum selbstverständlichen und verlässlichen Standard zu machen und durch ein offensives Marketing, z.B. durch Werbung am Bus und Überzeugungsarbeit im betrieblichen Mobilitätsmanagement, zum Erfolg zu bringen.

Begründung
Grundlegende Planungen von Politik und Verwaltung (z.B. Festlegungen in den Haushalten) in Stadt und Landkreis Göttingen verfolgen derzeit das Ziel, den Anteil des Umweltverbunds am Gesamtverkehrsaufkommen zu erhöhen, insbesondere im Pendlerverkehr zwischen der Stadt Göttingen und ihrem Umland. Auf der Grundlage aktuell verfügbarer Daten ist davon auszugehen, dass täglich allein zwischen Stadt und Landkreis etwa 114.000 Verkehrsbewegungen stattfinden. Zu den regelmäßigen Pendlern gehören etwa 42.000 Berufstätige sowie 15.000 Studierende und SchülerInnen. Sie alle nutzen für ihre Mobilität vorwiegend das Auto. Ebenso ist davon auszugehen, dass dieser Pendelverkehr seit Jahren zu den Hauptverursachern gesundheits- und umweltschädlicher Lärm-, Feinstaub- und CO2-Emissionen gehört. Aktuelle Untersuchungen von Landkreis und Stadt werden zu diesem Sachverhalt, insbesondere zur Verkehrsmittelzahl, demnächst genauere Informationen liefern.
Die EinwohnerInnen Göttingens nutzen – vergleichbar mit Freiburg, Münster und Oldenburg – für mehr als 2/3 ihrer Wege den Umweltverbund (Fuß, Rad, Bus). Fast 30% der Wege werden mit dem Rad zurückgelegt. Doch gerade in Hinblick auf den Berufsverkehr, den Anschluss der „Bergdörfer“ und die Verkehrsmittelwahl der Studierenden sind die Potenziale längst nicht ausgereizt, erst recht nicht bei nasskalter Witterung.
Für den Verkehr auf dem Land und die ca. 33.000 berufstätigen EinpendlerInnen sind Alternativen zum Auto in deutlich geringerem Umfang verfügbar als im Göttinger Stadtgebiet. Es besteht zudem die Gefahr, dass die zentrale Stütze des Öffentlichen Personennahverkehrs auf dem Land, der Schülerverkehr, aufgrund sinkender Schülerzahlen nach und nach abgebaut wird. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, sollte die „intermodale“ Partnerschaft von Rad (einschließlich Pedelecs und e-Bikes) und Linien-Omnibus durch Verbesserung der Umsteigemöglichkeiten gezielt gefördert werden. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund der aktuellen Grundsatzentscheidungen zur regionalen Förderung der Elektromobilität. Hier bietet sich die Chance, durch offensives Bewerben der Fahrradmitnahmemöglichkeiten in Stadt und Umland – eingebunden in eine umfassende Marketing-Strategie – die Verzahnung von Rad und Bus und damit auch den ÖPNV als Ganzes zu stärken. Die jetzige Praxis eines „verschwiegenen“, technisch unausgereiften, umständlichen und nicht einmal am Bus beworbenen Angebotes ist halbherzig. Es gibt deutlich fortschrittlichere Mitnahmesysteme, die vielerorts schon seit langer Zeit erprobt und eingesetzt werden, z.B. als Radträger am Ende des Busses oder als Anhänger. Wo sie zum Einsatz kommen, sind sie oft selbstverständliche Bestandteile des örtlichen Verkehrs- und Marketingkonzepts. Anderenorts wird statt der Werbung am Bus für Autos und Spielbanken der Umweltverbund (z.B. Freiburg) beworben.