Seit genau 30 Jahren arbeitet die Jugendanstalt Göttingen am Leineberg im Offenen Jugendvollzug. Kurz vor dem offiziellen Jubiläum informierte sich die SPD-Kreistagsfraktion vor Ort über die Arbeit der Einrichtung, die den 100 Inhaftierten ein straffreies Leben in sozialer Verantwortung ebnen will.

„Was drinnen klappt, das klappt auch draußen“. Das steht auf einer der Kollagen im Wohngruppengebäude, die von den Inhaftierten angefertigt wurden. Also lernen die Jugendlichen, die zu Freiheitsstrafen bis zu dreieinhalb Jahren verurteilt wurden, auf der Grundlage eines individuellen Erziehungs- und Förderplans das regelmäßige Arbeiten, die Freude am gemeinsamen Erfolg und die Auseinandersetzung mit kritischen Situation. JA-Mitarbeiter Siegfried Löprick erläuterte den Kreistagsabgeordneten beim Rundgang durch die einzelnen Häuser die verschiedenen Ausbildungsangebote in der Metallwerkstatt, beim Garten- und Landschaftsbau sowie im Gastronomie- und Servicebereich. Bis zu drei Wochen kann die Aufnahmeprozedur dauern, in der ausgelotet wird, ob sich die Inhaftierten für den Offenen Vollzug überhaupt eignen oder in die geschlossene Anstalt nach Hameln verlegt werden.
Eine Vielzahl ehrenamtlicher Partner sichert den Kontakt zwischen drinnen und draußen. Löprick, der sich auch im Jugendhilfe-Verein engagiert: „Wer drinnen gerne in der Gemeinschaft Fußball spielt, der schafft das draußen im normalen Verein auch.“ Geradezu überschwenglich lobten Löprick und die pädagogischen Mitarbeiter das vorbildliche Engagement von Ronald Schminke. Der Kreistags- und Landtagsabgeordnete kommt regelmäßig in die Jugendanstalt, um mit den Inhaftierten zu Werken, aber auch, um über politische Fragen zu diskutieren.

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In der Metallwerkstatt der Jugendanstalt entsteht ein künstlerisches "Piraten-Schiff". In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Göttingen wurde das Projekt entwickelt. Siegfried Löprick (Mitte) kann sich der Aufmerksamkeit der Kreistagsabgeordneten Rainer Rohrbach (links) und Michael Bonder sicher sein.

Auf dem gleichen Gelände ist auch die mit Gittern und Stacheldraht gesicherte Arrest-Abteilung untergebracht, in der bis zu 20 Jugendliche für bis zu vier Wochen festgesetzt werden, weil sie etwa ihre vom Richter verhängten Sozialstunden nicht korrekt abgedient haben. Dass die Zellen der Inhaftierten von jeglichem Komfort auch nach einer Grundsanierung weit entfernt sind, davon konnten sich die sozialdemokratischen Besucher hautnah überzeugen. Trotz aller Kargheit der Räume weist aber auch hier Löprick deutlich darauf hin, dass der Arrest nicht einfach wegschließen bedeutet, sondern eine Zeit ist, die die Jugendlichen mit fachlicher Hilfe nutzen sollen, ihre persönliche Situation zu verbessern und sich für ein straffreies Leben vorzubereiten. Was drinnen klappt, das klappt eben auch draußen. (gaf)