Eigentlich wollten sechs Landwirte aus Eddigehausen, Reyershausen, Holzerode und Lutterbeck nur einen gemeinsamen Kuhstall bauen. Tatsächlich ist mit der Plesse-Milch GmbH und Co. KG ein leistungsfähiger Landwirtschaftsbetrieb entstanden, der mit 600 Kühen rund 12.000 Liter Milch täglich produziert, 60 im Monat geborene Kälber verzeichnet sowie aus Gülle und Mist große Mengen grünen Strom produziert.

Die SPD-Kreistagstagsfraktion wollte es genauer wissen und ließ sich von den Gesellschaftern Herbert Hardege, Werner Beinhorn und Jürgen Wolff durch den bei Reyershausen gelegenen Betrieb führen. Die Landwirte erläuterten, dass sich vor sieben Jahren fünf Familien zusammenschlossen, um das ehrgeizige Projekt zu entwickeln. Die Investitionssumme beträgt rund fünf Millionen Euro. Im November 2013 wurden die Ställe in Betrieb genommen. 380 Tiere kamen aus den alten Betriebsgebäuden, die heute unter anderem für die Jungtiere genutzt werden, weitere Tiere wurden hinzugekauft. Schon frühzeitig stellte sich heraus, dass eine Biogasanlage Sinn macht, die mit Gülle und Mist gespeist wird. Nur ein kleiner Rest Mais sorgt für die nötigen Mengen, die in zwei 265-Kilowatt-Motoren zu grünem Strom verarbeitet werden. Die Kreislaufwirtschaft funktioniert.

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Die Rindviecher stört es nicht, wenn Betriebsleiter Herbert Hardege mit einer Besuchergruppe durch den Stall läuft.

Wenn der studierte Agraringenieur Hardege den Betrieb erläutert, dann ist viel von „Kuhkomfort“ die Rede. Mit dem Satz „Wir produzieren für einen Markt mit einem wenig zukunftsfähigen Quotensystem“ ist seine Erklärung nicht zu Ende, denn „nur eine gesunde Kuh ist leistungsfähig“. Jede frisst rund 50 Kilo „Eintopf“ Futtermischung aus Gras, Mais und Soja täglich und gibt in drei Durchgängen täglich etwa 32 Liter Milch, die sofort nach dem Melken gekühlt wird. Wichtig für den wirtschaftlichen Betrieb der Anlage ist ein hoher Hygiene-Standard. Hilfreich ist eine große Herde auch bei der besser möglichen Spezialisierung von Aufgaben im Betrieb, in dem trotz aller Automatisierung bis zu 16 Personen arbeiten.

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In den großen Gärbehältern ist noch Platz für Reserven.

Hardege ist jedenfalls sicher, dass der Zusammenschluss landwirtschaftlicher Unternehmerfamilien unter dem Dach der Plesse-Milch die richtige Antwort auf den Strukturwandel gibt. „Ziel ist es“, so heißt es im Leitbild, „durch nachhaltiges Wirtschaften und gesundes Wachstum die Lebensqualität der Trägerfamilien und der in der Region lebenden Menschen zu verbessern.“ Hardege ergänzt: „Wir leben unseren Betrieb.“ Die Kreistagsabgeordneten zeigten sich beeindruckt und versprachen dem ebenfalls anwesenden Landvolk-Kreisvorsitzenden Hubert Kellner und Geschäftsführer Achim Hübner, im nächsten Frühjahr wieder einen vorbildlichen Landwirtschaftsbetrieb zu besichtigen. (gaf)

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Die aufschlussreiche Führung machte allen Beteiligten sichtlich Spaß.
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Reinhard Dierkes, Fraktionsvorsitzender, und Hubert Kellner, Landvolk-Vorsitzender, wollen den Austausch zwischen Landwirtschaft und Politik fortführen.
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Pfiffige Technik: Mit dieser Konstruktion wird Gülle in den Boden gedrückt. So werden Geruchsbelästigungen reduziert. Fotos: Steckel/Aschoff