Wie können die Landkreise, Städte und Gemeinden die Sportvereine wirksam unterstützen? Und was brauchen die Vereine, um ihre Aufgaben besser erfüllen zu können? In einer lebhaften Diskussion führte die SPD-Kreistagsfraktion im Vereinsheim des TSV Klein Lengden verschiedene Positionen zusammen.

Dr. Arne Göring, Trendsportwissenschaftler an der Uni Göttingen, beschrieb die Veränderungen, denen die Sportvereine ausgesetzt sind: zahlreiche kommerzielle Mitbewerber und eine differenzierte gesellschaftliche Wertigkeiten – letztlich eine „Entsportlichung des Sports“. Früher seien Sportvereine wegen des gemeinsamen Wunsches gegründet worden, Sport zu treiben. Dieses Alleinstellungsmerkmal unterscheide sie von vielen anderen Organisationen. „Aber Sport ist nicht nur ein normales Betätigungsfeld, sondern eine identitätsstiftende Freizeitbeschäftigung in Klamatten, die für die Arktis entwickelt wurden, aber nur im Göttinger Wald getragen werden“, so Dr. Göring. Sein Fazit: „So vielfältig sich unsere Gesellschaft wandelt, so vielfältig sind auch unsere Vereine.“

Michael Heil hat eher pessimistische Eindrücke gesammelt. Der Geschäftsführer des Kreissportbundes befürchtet einen fortschreitenden Rückgang der Ehrenamtlichen, der den Sportvereinen ihre Organisationskraft entzöge. „Immer weniger Menschen sind bereit, Verantwortung im Vorstand zu übernehmen“, beklagte Heil, der eine „zunehmende Meckerhaltung“ derjenigen beobachtet, die zwar „nichts tun, aber alles besser wissen“. Viele Vereinsmitgliedschaften liefen nur noch aus Tradition weiter. Deshalb benötige der Sport dringend die Unterstützung der Politik.

Landrat Bernhard Reuter äußerte sich dagegen betont optimistisch und unterstrich die Wichtigkeit der Sportvereine. „Ohne die Arbeit der Sportvereine, etwa im Bereich Integration und Prävention, entstehen langfristig Kosten, die der Staat und die Kommunen gar nicht schultern können“, mahnte Reuter, „der Sport ist besser als manche andere Institution in der Lage, gesellschaftliche Aufgaben mitzutragen.“ Aus diesem Grund sprach er sich gegen Nutzungsgebühren für Sportstätten aus.

Aus dem Publikum kamen eine Reihe mahnender Worte. Der demografische Wandel schlage auf dem Lande schon jetzt erbarmungslos zu und zwinge die Vereine zu verstärkter Schwerpunktbildung und Zusammenarbeit. Ohnehin verlaufe die Entwicklung bei den großen städtischen Sportvereinen und den kleinen auf dem Lande höchst unterschiedlich. Als Rückgrat der Dorfgemeinschaft seien sie aber wichtiger denn je. Die Vereinsentwicklung dürfe also nicht isoliert betrachtet werden und müsse als Teil der Dorfentwicklung vorangetrieben werden.

Die konkrete Sportstättenförderung des Landkreises stellten der sportpolitische Fraktionssprecher Reinhard Dierkes und Fraktionschef Jörg Wieland in den Mittelpunkt. Auf Initiative der SPD-Fraktion habe der Kreistag dem Landrat widersprochen und der Verlängerung des Förderprogramms über 2011 hinaus zugestimmt. Jährlich stehen für Bauinvestitionen der Vereine nun wieder 300 000 Euro zur Verfügung. Den Hinweis aus dem Publikum, die veränderten Eckdaten mit neuen Anforderungen müssten in die Förderung einbezogen werden, will die SPD-Fraktion gerne aufgreifen, sagten Dierkes, Wieland und Bernhard Reuter zu.

Sportdiskussion
Sportwissenschaftler Dr. Arne Göring, Kreistagsabgeordneter Reinhard Dierkes, Landrat Bernhard Reuter und KSB-Geschäftsführer Michael Heil (von links).