Aus einer der ergiebigsten Karstquellen Europas speist sich die Rhume, ein 48 Kilometer langer Nebenfluss der Leine. Zur Wiederherstellung eines natürlichen Oberlaufs in einer der schönsten Landschaften Südniedersachsens wurde schon vor über 20 Jahren ein 930 Hektar großes Naturschutzgebiet geschaffen, dessen Flächen sich inzwischen zur Hälfte im Eigentum des Landes befinden. Bei Gieboldehausen informierte sich die SPD-Kreistagsfraktion über die bislang umgesetzten Entwicklungsschritte.

Das Naturschutzgebiet schränkt die Nutzung durch Erholungssuchende genauso ein wie die durch Landwirte. Wo sind Kompromisse möglich – das ist eine der entscheidenden Fragen, die sich die Beteiligten immer wieder stellen. Am Runden Tisch sitzen Vertreter des Naturschutzes, der Landwirte und der Kommunen zusammen, um nach tragfähigen Lösungen zu suchen. Vergangenes Jahr wurde der Flusslauf der Rhume verlegt. Nun läuft das Wasser anders als vorher durch die Bäche der Umgebung. Muss also nachgebessert werden? „Wir haben das im Blick“, berichtet Landwirt Markus Gerhardy, der wenig von fundamentaler Kritik hält, aber darauf verweist, dass eine Reihe von Entwicklungszielen nicht einfach von selbst kommt. So waren die Fachleute ursprünglich davon ausgegangen, dass sich die teilweise gewünschte Verbuschung einfach von selber einstellt. Tat sie aber nicht. Außerdem wuchs die Erkenntnis, dass verbuschte Flächen kein Nahrungsreservat für Störche und Rotmilane darstellen.

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Die SPD-Kreistagsfraktion war auf Einladung vom Landvolk/Kreisbauernverband nach Gieboldehausen gekommen.

„Wir müssen von Fall zu Fall sehen, wie die einzelnen Flächen am besten bewirtschaftet werden sollen“, ist sich Bärbel Diebel-Geries sicher. Die SPD-Kreistagsabgeordnete ist über ihr Ingenieursbüro an der Entwicklung der Rhumeaue mit beteiligt. Diebel-Geries: „Am Anfang lief die Zusammenarbeit stockend, inzwischen entwickelt es sich besser.“ Dabei gibt es zwei Fachbegriffe, die während der Ortsbesichtigung immer wieder fielen. Die Sukzession (Reduzierung von Nutzung und Pflege auf dafür vorgesehenen Flächen) und mesophile Wiesen (Flächen, die nicht völlig sich selbst überlassen werden, sondern mittlerem Bewuchs ohne Extreme aufweisen).

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Markus Gerhardy erläutert den Besuchern den Versuchsanbau auf seinen Hofflächen.

Um die Landwirte zum Mitmachen zu bewegen, sollte nach Ansicht von Bärbel Diebel-Geries die regionale Vermarktung besser gefördert werden. „Wenn hier hochwertiges Rindfleisch produziert wird, muss damit auch Geld verdient werden können.“ Mit Viehzucht hat Markus Gerhardy (46) allerdings schon länger nichts mehr am Hut. Im Jahr 2003 stieg er aus der Milchproduktion aus, schon vorher aus der Schweinezucht. Auf 40 Prozent seiner Flächen steht Winterweizen. Auf 9 Prozent der Flächen von insgesamt 200 Hektar wächst Mais, der in der nächsten Biogasanlage verarbeitet wird. Immer wieder betont er, dass er als Landwirt keine fundamentale Kritik am Naturschutz übe, sondern einen angemessen Ausgleich der Interessen einfordert. Das will die SPD-Kreistagsfraktion gerne unterstützen. (gaf)

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Die Besucherinnen und Besucher der SPD-Fraktion waren sichtlich beeindruckt, wie gezielter Pflanzenschutz heutzutage funktioniert.