Edeltraud Wucherpfennig, von 1991 bis 2016 Kreistagsabgeordnete und schulpolitische Sprecherin der SPD, „war nicht einfach mittendrin, sondern sie ist vorweg gegangen. Sie hat die Schulpolitik im Landkreis strukturell und inhaltlich nachhaltig geprägt.“ So charakterisierte Fraktionschef Reinhard Dierkes die langjährige ehrenamtliche Tätigkeit der Kommunalpolitikerin, die sich nach fünfmaliger erfolgreicher Kandidatur im Herbst 2016 entschloss, nicht mehr für den Kreistag zu kandidieren.

Die SPD-Kreistagsfraktion wollte der pensionierten Leiterin einer Berufsschule für deren beharrliche und durchsetzungsstarke Kreistagsarbeit besonders danken. Sie hatte dazu ins Europäische Brotmuseum eingeladen und als besonderen Gast Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt angeworben. Die schilderte die grundlegenden Herausforderungen anhand ständig ändernder Rahmenbedingungen. Ging man noch vor kurzem von allgemein sinkenden Schülerzahlen aus, beherrschen heute Disparitäten das Bild: Steigende Zahlen in den Städten, Rückgänge auf dem Lande. Während die eine Schulform Wachstum verzeichnet, stimmen in anderen die Schüler mit den Füßen ab.

Die heterogene kulturelle Zusammensetzung der Schülerschaft erfordert ebenso spezielle Förderungen, etwa bei der Sprache. Als „Riesenbereich“ nannte die Ministerin den Umgang mit der Digitalisierung. Heiligenstadt: „Wir dürfen nicht so tun, als wenn uns die Digitalisierung nicht anginge. Die Bildung muss befähigen, die Medien verantwortungsbewusst zu nutzen. Die berufliche Ausbildung muss sich den grundlegend veränderten Anforderungen stellen.“ Heiligenstadt zeigt sich überzeugt, dass der Unterricht der Zukunft nicht allein im Klassenzimmer stattfindet, sondern auch außerhalb. „Dazu brauchen wir multiprofessionelle Teams, die innerhalb und außerhalb der Bildungseinrichtungen neue Ansätze vermitteln.“

Die Kultusministerin hielt sich nicht lange mit den Erfolgen der ablaufenden rot-grünen Legislaturperiode auf, die auch von Landrat Bernhard Reuter aus kommunaler Sicht nachdrücklich gelobt wurde, sondern zeigt die Perspektiven kommender Initiativen auf. Nach der Abschaffung der Studiengebühren müssen nun weitere Bildungsbereiche gebührenfrei gestellt werden, etwa Kitas und die berufliche Bildung. Heiligenstadt: „Der Meister ist uns genauso wichtig wie der Master!“ Zwischenapplaus bekam die Ministerin für den Plan der SPD, die Schülerbeförderung im Sekundarbereich landesweit kostenfrei zu stellen.

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Ehre, wem Ehre gebührt. Edeltraud Wucherpfenning umrahmt von Landrat Bernhard Reuter, Landtagskandidatin Doris Glahn, Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und Fraktionschef Reinhard Dierkes.

Zum Abschluss sollte die allseits gelobte Schulpolitikerin selbst das Wort haben. Sie forderte engagierte ehrenamtliche Kommunalpolitiker, die gute Bildung zu ihrem persönlichen Anliegen machen. Persönlich bedankte sich Wucherpfennig bei der SPD-Kreistagsfraktion, die ihre bildungspolitischen Anliegen „immer offen aufgenommen hat“. Und noch persönlicher wurde es, als sie ihren eigenen Lebens- und Bildungsweg schilderte, der in einem Eichsfelder Dorf begann: „BAFöG verhalf mir in die weiterführende Schule und veränderte mein Leben.“ (gaf)

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Engagiert plädierte Schulministerin Frauke Heiligenstadt für mehr Bildungsgerechtigkeit im sozialdemokratischen Sinne.
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"BAFöG hat mir den Zugang zur weiterführenden Schule eröffnet und mein Leben verändert", schilderte Edeltraud Wucherpfennig ihren persönlichen Bildungsweg.
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Besonders Gewicht verlieh Kultusministerin Frauke Heiligenstadt der Veranstaltung zu "Perspektiven der Bildungspolitik".

Beitrag im Stadtradio Göttingen über die Veranstaltung der SPD-Kreistagsfraktion