Im Landkreis Göttingen herrscht ein eklatanter Fachkräftemangel im Jugendhilfebereich. Die Mehrheitsgruppe von SPD/Grünen wendet sich gemeinsam mit den Fraktionen von CDU, FDP, FWLG und DIE LINKE mit einem interfraktionellen Dringlichkeitsantrag im Kreistag an das Land Niedersachsen, um auf die akut schlechte Betreuungssituation von Kindern und Jugendlichen im Landkreis Göttingen aufmerksam zu machen und eine Änderung herbeizuführen.

„Es ist nicht fünf vor Zwölf, es ist eher fünf nach Zwölf! Deshalb fordern wir das Land auf, die restriktive Auslegung der Anforderungen an Fachkräfte so zu verändern, dass die Betreuung von Kindern und Jugendlichen hier vor Ort abgesichert ist“, erklärt Dietmar Linne, Fraktionsvorsitzender der Grünen Kreistagsfraktion und Mitglied des Jugendhilfeausschusses. Zeitgleich müssen laut des Dringlichkeitsantrages die räumlichen Gegebenheiten an die Situation angepasst werden, um eine vernünftige Betreuung möglich zu machen und sicherzustellen. Durch die aktuellen Krisen wie Pandemie, Ukraine-Krieg und Flucht sei ein enormer Mehrbedarf entstanden, der nicht abgedeckt werden könne, solange nur die aktuell geltenden Richtlinien angewendet werden dürfen. „So scheitern wir, obwohl es Möglichkeiten gäbe, schlicht an bürokratischen Hürden, die in keiner Weise die Realität dieser Kinder berücksichtigen“, erklärt Dr. Thorsten Heinze, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag.

Kinder und Jugendliche können laut des Antrages in Notsituationen nicht bedarfsgerecht untergebracht und betreut werden. „Das ist nicht hinnehmbar und muss zeitnah verändert werden“, betonen Linne und Heinze. Durch den akuten Fachkräftemangel im Bereich Jugendhilfe stehen die Träger vor existenziellen Herausforderungen.

Der Dringlichkeitsantrag sieht u.a. eine Öffnung der Jugendhilfe für geeignete Quereinsteiger*innen vor, eine Erweiterung der Fachkräfteliste in Bezug auf fachnahe Berufsausbildungen, ein Schulungskonzept für Quereinsteiger sowie eine Anpassung der Einsatzmöglichkeiten und der Betreuungsquote von sogenanntem geeignetem Personal in der Betreuung von „unbegleiteten minderjährigen Ausländern“.

Ein weiterer Antrag der Mehrheitsgruppe im Kreistag am 17.05. ist „Photovoltaik-Anlagen auf kreiseigenen Liegenschaften“, außerdem wird über die Abkopplung des Teilprogrammes Windenergie 2023 aus dem Regionalen Raumordnungsprogramm beraten. Die Mehrheitsgruppe unterstützt dies.