Der Kreistag hat nach interfraktionellem Antrag - im wesentlichen erarbeitet von der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion, Dr. Dagmar Schlapeit-Beck - die wissenschaftliche Überarbeitung und Erweiterung des Jüdischen Gedenkbuches auf das gesamte Gebiet des heutigen Landkreises Göttingen beschlossen und hierfür Haushaltsmittel bereitgestellt. Das neue Jüdische Gedenkbuch wird sowohl als Buchpublikation als auch gemeinsam mit der Stadt Göttingen als digitales Gedenkportal veröffentlicht.

Der Landkreis Göttingen stellt sich seiner Verantwortung, an das Schicksal jüdischer Einwohner*innen zu erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Hierzu hat der Altkreis Göttingen 1992 vor der Fusion das Jüdische Gedenkbuch herausgegeben, das heute vergriffen ist. Dieses Werk gilt als wegweisend in der Erinnerungskultur und veröffentlichte hunderte Biografien im Nationalsozialismus ermordeter jüdischer Einwohner*innen unseres Landkreises. Heute dient es noch immer als Grundlage zahlreicher historischer Projekte unserer Schulen, als Informationsquelle für die Gedenkstunden zur Reichspogromnacht am 9. November oder für die Verlegung von Stolpersteinen, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden.

Da der Band nicht mehr zugänglich ist, hat der Kreistag seit mehreren Jahren eine Überarbeitung und Neuauflage geprüft. Diese wurde nun beschlossen. Der Altkreis Osterode wird nun mit berücksichtigt und es wird auf der 1. Auflage aufgebaut.

Die Veröffentlichung soll sowohl als Buchpublikation erscheinen, als auch gemeinsam mit der Stadt Göttingen als öffentlich zugängliche Online-Datenbank. Seit 2018 erarbeitet das Stadtarchiv der Stadt Göttingen ein Onlineportal mit den Daten und Biografien jüdischer Mitbürger*innen. Die Grundlage hierfür ist der Text des bisherigen Jüdischen Gedenkbuchs. Die Datenbank der Stadt Göttingen soll in nächster Zeit online gestellt und laufend gepflegt werden. Bei Kostenübernahme durch den Landkreis Göttingen kann diese Datenbank um die Biografien jüdischer Mitbürger*innen im Kreisgebiet ergänzt werden.

Die Buchpublikation in einer Auflage von ca. 1.500 Exemplaren soll den Bibliotheken und Schulen im Kreisgebiet für Unterrichtszwecke zur Verfügung stehen. Der Band besitzt jedoch auch eine repräsentative Funktion und soll den Nachfahren der in ihm enthaltenen jüdischen Mitbürger*innen als Geschenk überreicht werden. Letztlich dient das Buch auch als Gabe bei politischen Begegnungen, Partnerschaften, Jubiläen und anderen Formaten. Die Buchpublikation soll durch den Wallstein Verlag erfolgen, da dieser bereits die ursprüngliche Auflage des Gedenkbuchs veröffentlicht hat und über die notwendigen Erfahrungen und Rechte verfügt.